Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 1
[ Bestand in K10plus ]

Lebenswege in Thüringen


01-1-183
Lebenswege in Thüringen . - Weimar : Historische Kommission für Thüringen e.V. - 21 cm. - (Thüringer biographisches Lexikon : ThBL). - Die Reihe "Lebenswege in Thüringen" erscheint ... im Rahmen von Vorarbeiten zum Thüringer biographischen Lexikon (ThBL), einem Projekt der Historischen Kommission für Thüringen e.V. - (F. Marwinski, Fuldaer Str. 144, 99423 Weimar)
[6240]
1 (2000). - XXII, 234 S. : Ill. - ISBN 3-7896-0671-5 : DM 19.80

Den ungewöhnlich umfangreichen Ausführungen zur Geschichte der biographischen Informationsmittel für Thüringen[1] und damit zur Vorgeschichte des Thüringer biographischen Lexikons (S. IX - XXI) ist u.a. zu entnehmen, daß die von der 1937 gegründeten Thüringischen Historischen Kommission beschlossene Bearbeitung einer Lebensbilderreihe in thematischen Bänden damals nicht erscheinen konnte.[2] Die 1991 gegründete Historische Kommission für Thüringen e.V. hat einen neuen Anlauf zur Schaffung eines Thüringer biographischen Lexikons (ThBL) unternommen, das jedoch nur mittelfristig zu realisieren sein wird und - universell ausgerichtet - Personen bis 1920 auf dem Territorium des Freistaats Thüringen von 1991 - berücksichtigen soll, insbesondere solche aus dem "für Thüringen so wichtigen 'Mittelfeld' aktiver Persönlichkeiten, die das Wirken der 'Spitzenkräfte' überhaupt erst ermöglichten" (Geleitwort S. VII). Vorgesehen sind für das Grundwerk ca. 12.000 Kurzbiographien nach dem Vorbild von Bosels bayerischer Biographie.[3] Als Vorarbeiten dazu wurde eine Datenbank eingerichtet, aus der nach und nach - "in kurzen Abständen" (S. XX) - Sammelbände von je 100 in Form und Anlage weitgehend normierter Kurzbiographien u.d.T. Lebenswege in Thüringen[4] veröffentlicht werden sollen, und zwar ohne die Berichtszeitbegrenzung bei 1920, jedoch unter Ausschluß noch Lebender. Die Auswahlkriterien in Bezug auf das Territorium sind die aus anderen Landesbiographien bekannten, doch wurde besonderer Wert auf solche Personen gelegt, die nur vorübergehend in Thüringen wirkten, dort aber bleibende Spuren hinterlassen haben (daher die Formulierung "Lebenswege in Thüringen").

Die Biographien der vorliegenden ersten Folge haben im Schnitt zwei Seiten Umfang, doch reduziert sich der Textumfang durch die zahlreichen ganzseitigen Porträts für insgesamt 80 Personen auf weniger als eineinhalb Seiten. Die Biographien sind einheitlich strukturiert: Artikelkopf mit Name, Beruf, Geburts- und Todesdatum und -ort sowie genealogische Angaben; stichwortartige (bei längeren auch ausformulierte) Biographie; Werke in Auswahl mit sehr knappen bibliographischen Angaben; Sekundärliteratur (erfreulicherweise viel spezielle, einschließlich Aufsätzen; die Standardquellen wie ADB, NDB etc. sollen ab der nächsten Folge gleichfalls verzeichnet werden); Porträtnachweise. Die gezeichneten Artikel stammen von 26 Mitarbeitern (ihr Siglenverzeichnis gibt leider nicht an, welche Artikel sie beigesteuert haben), darunter auch von Mitarbeitern von IFB sowie von J. Lengemann, dem Spezialisten für Parlamentarierbiographien, dem Thüringen die besten neueren Sammelbiographien verdankt.[5] Die Erschließung durch Register ist im Verhältnis zur Konkurrenz geradezu üppig: 1. aller Personen (die mit eigenem Artikel in Kursiv); 2. der Berufe, Tätigkeiten, Interessengebiete (hier wünschte man sich zusätzlich eine thematische Übersicht über die vergebenen Schlagwörter); 3. der Geburts-, Wirkungs- und Todesorte in Thüringen; 4. der Schlagwörter; 5. (auf den Innenseiten der Umschlagklappen) eine chronologische, graphische Übersicht über die Lebenszeiten der Personen, an der man ablesen kann, daß die Masse der Personen dem 19. Jahrhundert angehört. Die Register 1 - 3 sollen laufend kumulieren.

Insgesamt ein sehr erfreuliches, da eine Lücke füllendes Unternehmen, dem man den angekündigten zügigen Fortgang wünscht.

Klaus Schreiber


[1]
Unter Berücksichtigung der Allgemeinbiographien für Deutschland, darunter auch das Deutsche biographische Archiv, das so gut wie keine Sammelbiographien für Thüringen berücksichtigt. (zurück)
[2]
Das Material zu drei Bänden ist erhalten und das zu Bd. 2 wurde sogar nach dem Krieg in überarbeiteter und um zwei neue Biographien vermehrter Form veröffentlicht: Thüringer Erzieher / unter Mitwirkung von Wilhelm Flitner hrsg. von Günther Franz. - Köln [u.a.] : Böhlau, 1966. - VIII, 416 S. : Ill. ; 24 cm. (zurück)
[3]
Vgl. IFB 99B09, S. 709. (zurück)
[4]
Der sogar auf der Rückseite des Titelblatts deutlich vermerkte Charakter der Lebenswege in Thüringen ist zusammen mit deren typographischer Hervorhebung Grund genug, entgegen der Auffassung der DNB (99B39,720) das Werk unter diesem Titel (und nicht unter Thüringer biographisches Lexikon) als fortlaufendes Sammelwerk zu verzeichnen. (zurück)
[5]
Vgl. IFB 99-B09-621 - 623. (zurück)

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