Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 1
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Bio-Bibliographien, Brandenburgische Gelehrte der frühen


01-1-156
Bio-Bibliographien, Brandenburgische Gelehrte der frühen Neuzeit / Lothar Noack ; Jürgen Splett. - Berlin : Akademie-Verlag. - 25 cm. - (Veröffentlichungen zur brandenburgischen Kulturgeschichte der frühen Neuzeit)
[4169]
Berlin-Cölln 1688 - 1713. - 2000 [vielm. 2001]. - IX, 561 S. : Ill. - ISBN 3-05-003318-5 : DM 248.00

Der bereits für September 1999[1] angekündigte und entgegen der Angabe im Impressum erst im Februar 2001 ausgelieferte zweite in der auf mehrere gedruckte Bände[2] angelegten Reihe von Biobibliographien brandenburgischer Gelehrter der frühen Neuzeit (1506 - 1713) schließt zeitlich an den 1997 erschienenen Band[3] mit den in der Berichtszeit 1640 - 1688 (der Regierungszeit des "Großen" Kurfürsten Friedrich Wilhelm) in der Doppelresidenz Berlin-Cölln wirkenden Gelehrten an. Der neue Band deckt die Regierungszeit des Kurfürsten Friedrichs III. (ab 1713 König Friedrich I.) ab, eine Zeit, in die die Gründung wichtiger gelehrter Institutionen in Brandenburg fällt: Akademie der Künste (1698), Akademie der Wissenschaften (1700), Kadettenakademie (1705). Es handelt sich jedoch bei den 60 Gelehrten (gegenüber 58 im vorhergehenden Band), unter denen besonders zahlreiche französischer Herkunft sind, nur zum kleinen Teil um Mitglieder dieser Einrichtungen, sondern vielmehr wiederum um "höfische Beamte wie Prediger, Leibärzte, Juristen, Bibliothekare[4] etc., sowie um Gymnasiallehrer und Pfarrer an den städtischen Schulen und Kirchen, die in oder neben ihrem Amt durch ihre wissenschaftlichen und literarischen Arbeiten an der kulturhistorischen Prägung der Region an ganz entscheidender Stelle mitgewirkt haben" (Vorwort, S. VII). Daß die bedeutendsten in bzw. auf Berlin wirkenden Gelehrten der Zeit - Philip Jakob Spener und Gottfried Wilhelm Leibniz - fehlen, wird damit begründet, daß man sich über diese an anderer Stelle ausgiebig informieren könne; eine Kurzbiographie mit der Aufführung zumindest der wichtigsten Informationsmittel über die beiden hätte man sich trotzdem der Vollständigkeit halber gewünscht. Dafür ist Leibniz als Korrespondenzpartner in zahlreichen Personalbibliographien in der Abteilung Briefe vertreten (an zweiter Stelle ist in dieser Funktion August Hermann Francke zu nennen). Daß in diesem Band erstmals auch drei gelehrte Frauen berücksichtigt werden konnten, wird im Vorwort eigens herausgestellt.

Der Aufbau der Biographien hat sich nicht geändert: 1. Kurzangaben zu Person und Herkunft, in ca. 40 Fällen von einem zeitgenössischen Porträt begleitet; 2. Biographie mit chronologischem Überblick über den Lebensweg einerseits und - besonders ausführlich - über den Bildungsgang, insbesondere die universitäre Ausbildung; berücksichtigt sind auch die dank systematischer Auswertung der zahlreichen Gelegenheitsschriften ermittelten Beziehungen zu Zeitgenossen; 3. Bibliographie: a) nach Vollständigkeit strebendes Verzeichnis der Werke, bei Autopsie mit ausführlichen Titelaufnahmen und Besitznachweisen, unter Einschluß von unselbständigen Veröffentlichungen und Handschriften; dazu ggf. die Rubriken Briefe und Nachlaß (mit der Aufführung einzelner Stücke, nicht etwa bloß des Aufbewahrungsortes); b) Sekundärliteratur mit Vollständigkeitsanspruch bei wenig bekannten und in Auswahl bei bekannten Autoren, in beiden Fällen unter breiter Berücksichtigung der auf die Person bezogenen Gelegenheitsschriften. Das umfangreiche Namenverzeichnis berücksichtigt (typographisch differenziert) die behandelten Personen, ihre Erwähnung an anderen Stellen sowie alle sonstigen erwähnten Zeitgenossen.

Klaus Schreiber


[1]
DBN 99N34,910. (zurück)
[2]
Die Vorschau aus dem früheren Band, die weitere drei Bände für die Berichtszeit 1539 - 1640 bzw. - für die Gelehrten außerhalb der Residenz - 1506 - 1640 und 1640 - 1713 vorsah, wird hier nicht wiederholt, sondern nur der auf die parallel geführte Datenbank, deren Veröffentlichung "nach Abschluß der Buchreihe" (s. VIII) vorgesehen ist. (zurück)
[3]
Berlin-Cölln 1640 - 1688. - 1997. - IX, 542 S. : Ill. - ISBN 3-05-002840-8 : DM 248.00. - Rez.: IFB 99-B09-507. (zurück)
[4]
Da eine Erschließung der Personen nach Berufen fehlt, muß man auf der Suche nach Berufen den Band mit Blick auf die einleitenden, typographisch abgesetzten biographischen Kurzangaben durchblättern. Als Bibliothekare werden nur zwei Personen bezeichnet. Während der "kfl.-brdbg. Bibliothekar" Mathurin Veyssière La Croze (1661 - 1739) wohl primär selbst eine "'wandelnde Bibliothek'" war, lag das besondere Betätigungsfeld von Lorenz Beger aus Heidelberg - der 1675 - 1686 bereits dort als "kfl.-pfälzischer Bibliothekar" tätig war und dann 1686 "kfl.-brdbg. Bibliothekar" wurde - bei der Archäologie allgemein und der Numismatik im besonderen. Sein größtes Verdienst liegt freilich darin, daß er 1698 im Auftrag des Kurfürsten die bedeutende Antikensammlung des "römischen Archäologen" (S. 39) Giovanni Pietro Bellori erwarb. Daß letzterer viel mehr als Archäologe war - nämlich maßgeblicher italienischer Kunsttheoretiker und Künstlerbiograph des 17. Jahrhunderts - ist in dem folgenden Ausstellungskatalog dokumentiert, der in Bd. 2, S. 499 - 523 auch ein Kapitel dessen Antikensammlung widmet, wobei die Ausstellungsstücke weitgehend von der Antikensammlung der (heutigen) Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz zur Verfügung gestellt wurden: L'idea del bello : viaggio per Roma nel Seicento con Giovanni Pietro Bellori ; [Roma, Palazzo delle Esposizioni ed ex Teatro dei Dioscuri, 29 marzo - 26 giugno 2000]. - Roma : De Luca. - 2000. - T. 1 - 2. - 731 S. : zahlr. Ill. ; 30 cm. - ISBN 88-8016-352-3 : Lit. 107.000. (zurück)

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