Etliche der kleinen biographischen Studien sind vor der
Veröffentlichung als Monographie bereits im Feuilleton mehrerer
Blätter erschienen, hier sind sie gesammelt und mit einer fast
dreißigseitigen Einführung sowie mit Literaturverzeichnis und einem
Personenregister veröffentlicht. Natürlich bedingt, wie der Autor im
Vorwort ausführt, die Auswahl nach Einträgen im Telephonbuch eine
Auslese, die vor allem die Oberschicht erfaßt, da damals viel weniger
Telephonanschlüsse bestanden als heute. Deshalb sind hier Personen des
Widerstandes des 21. Juni, eben der Widerstand aus dem konservativen
Lager, breit behandelt, während Personen aus dem proletarischen Milieu
nolens volens nicht berücksichtigt wurden. Aber auch so hat der Autor
weiter ausgewählt, Personen, die dem Nationalsozialismus angehören,
sind aus gutem Grund unterrepräsentiert, da biographisch bereits breit
erschlossen, während - nach dem Eindruck des Rezensenten - Militärs
und Widerstand überrepräsentiert sind. Aber es geht ja gar nicht um
Repräsentation, um getreue Abbildung der damaligen Gesellschaft, es
geht dem Autor vielmehr um Handeln in der damaligen Zeit und auch um
den Alltag, es geht ihm ferner um Erzählung und damit um Darstellung
von Vielfalt und um Abwägen von Mehrdeutigkeiten. Man kann das Buch
als eine Reihe von Erzählungen aus der damaligen Zeit lesen, viele
einzelne Fäden, die zusammen ein gewebtes Bild vermitteln, welches
dank der Lebensläufe sehr authentisch wirkt. Und man kann es
- aufgrund der alphabetischen Ordnung und dank des Personenregisters
am
Schluß - auch als Nachschlagewerk verwenden. Ein vielseitiges Buch, an
dem nur wenig zu kritisieren ist,[1] dem man wünscht, daß es nicht nur
im Informations-, sondern auch im Ausleihbestand von
wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken einen Platz findet.
Jürgen Plieninger
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