Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 1
[ Bestand in K10plus ]

Gemäldegalerie Berlin


01-1-078
Gemäldegalerie Berlin : die Geschichte ihrer Erwerbungspolitik 1830 - 1904 / Tilmann von Stockhausen. [Hrsg. von den Staatlichen Museen - Preußischer Kulturbesitz]. - Berlin : Nicolai, 2000. - 372 S. : Ill. ; 29 cm. - Zugl.: Hamburg, Univ., Diss., 1997. - ISBN 3-87584-769-0 : DM 128.00
[6079]

Aus Anlaß der Wiedereröffnung der Gemäldegalerie Berlin in ihrem Neubau am Kulturforum im Jahre 1998 wurde der Bestandskatalog der Gemäldegalerie mit einem Abbildungsband vervollständigt[1] und außerdem ein Verzeichnis der Bestände auf CD-ROM vorgelegt.[2]

Während Henning Bock im Vorspann zum ersten der gerade genannten Bände eine naturgemäß knappe Geschichte der Sammlung (S. 9 - 40) publizierte, legt Tilmann von Stockhausen mit seiner jetzt im Verlag erschienenen Dissertation von 1997 eine detaillierte Geschichte der Erwerbungspolitik der Gemäldegalerie Berlin für den Zeitraum 1830 - 1904 vor, in der die Konturierung dieser Sammlung im 19. Jahrhundert, die Zielsetzungen, die Wunschvorstellungen, aber auch die finanziellen, wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen und Zwänge, die Frage nach Zuständigkeiten und Entscheidungsfindungen und nicht zuletzt die personellen wie persönlichen Faktoren in diesem Geflecht in allen Einzelheiten dargestellt und durch großzügigen Einblick in die Quellen belegt wird. So entsteht nicht nur ein Bild vom Sammlungsaufbau in der Gemäldegalerie in diesem Zeitraum, sondern auch vom Museum als Arbeitsplatz ebenso wie als Ort der Rezeption von Kunst, von Konzepten der Kunstpräsentation und Ansprüchen an die Kunst, von Kunsthandel und Kunstmarkt dieser Zeit, von Kunst und Politik. Der Textteil wird ergänzt um einen Katalog der Erwerbungen mit einem chronologisch geordneten Verzeichnis der Gemälde in Kurzverzeichnung und einer umfassenden Verzeichnung im Künstleralphabet. Vor allem ist es dieser Katalogteil, der die Publikation von Stockhausen auch als Nachschlagewerk im engeren Sinn zum Bestand und zur Bestandsgeschichte der Berliner Gemäldegalerie besonders interessant macht, bietet er doch im "Hauptkatalog" nicht nur die Standarddaten zu den einzelnen Bilder sondern in Kurzfassung auch die jeweils spezifische Erwerbungsgeschichte samt Quellenangaben (Briefwechsel, Kassenbucheinträge, Erlasse, Notizen usw.). Während der Textteil die großen Linien der Erwerbungspolitik nachzeichnet und die Hinweise zu einzelnen Käufen und Kaufprojekten dabei schwerpunktartig in diese Argumentations- und Darstellungsform einfügt, bildet der Katalogteil den (komplementären) Gegenlauf, indem er eine quasi mikroskopische Sicht auf die Erwerbungsgeschichte jedes einzelnen Bildes bietet. Der Wert gerade dieser Exhaustivität in der Verzeichnung und der Aufbereitung der Quellen kann kaum hoch genug eingeschätzt werden.

Bei allem Respekt vor der Leistung bleiben aber doch einige wenige Einzelheiten kritisch anzumerken, die gerade für die Nutzung dieser Veröffentlichung auch als Nachschlagewerk hinderlich sind. Sie betreffen vor allem die Gestaltung des "wissenschaftlichen Apparates". So ist für das Auffinden von Quellenangaben u.ä. im Textteil die Anordnung der Anmerkungen am Ende eines jeden Kapitels unschön und unpraktisch. Gerade bei einer eminent quellenhistorischen Arbeit wären Fußnoten auf der jeweiligen Textseite oder wenigstens als Endnoten (mit durchgängiger Zählung) in einem einzigen Block am Ende des Gesamttextes mehr als wünschenswert gewesen, zumal die Textverarbeitung solche Anordnungen heutzutage mit Leichtigkeit ermöglicht. Auch das Auflösen von Abkürzungen, Kurztiteln, Kurzzitaten, Quellenangaben usw. ist nicht immer einfach; dies trifft nicht nur die Zitate in den Fußnoten, sondern insbesondere auch die Angaben im Katalogteil. Für eine schnelle und zweifelsfreie Vervollständigung der jeweiligen Angaben sind die Anordnungen und Subgliederungen von Abkürzungsverzeichnis, Quellenverzeichnis und abgekürzter Literatur aber einfach zu unübersichtlich und wohl auch nicht ganz vollständig. Eine klarere Gestaltung dieser Nachweisinstrumente und damit auch ein verbesserter Service fürs Lesen und Nachschlagen wären wohl das I-Tüpfelchen gewesen, um diese Dissertation nicht nur als Standardwerk zur Sammlungsgeschichte der Berliner Gemäldegalerie im 19. Jh. heranzuziehen, sondern sie auch uneingeschränkt als Standardnachschlagewerk nutzen zu können.

Angela Karasch


[1]
Gemäldegalerie Berlin : 200 Meisterwerke / [verf. von Henning Bock ... Staatliche Museen zu Berlin - Preussischer Kulturbesitz]. - Berlin : Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz ; Nicolai, 1998. - 496 S. : zahlr. Ill. ; 28 cm. - ISBN 3-87584-985-X (Nicolai) geb. : DM 148.00, DM 68.00 (Museums-Pr.) [5201] - Rez.: IFB 99-1/4-244.
Gemäldegalerie Berlin : Gesamtverzeichnis / [bearb. von Henning Bock ... Staatliche Museen zu Berlin - Preussischer Kulturbesitz]. - Berlin : Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz ; Nicolai, 1996. - 638 S. : zahlr. Ill. ; 29 cm. - ISBN 3-88609-290-9 (Museumsausg.) brosch. : DM 85.00 - ISBN 3-87584-984-1 (Nicolai) geb. : DM 168.00, DM 128.00 (bis 30.09.1998) [5200] - Rez.: IFB 99-1/4-245. (zurück)
[2]
Gemäldegalerie Berlin / Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz [Computerdatei] / [Projektleitung: Andreas Bienert ...]. - München : Saur, 1998. - 1 CD-ROM + Begleith. (6 S.). - (Diskus ; [13]). - ISBN 3-598-40316-X : DM 88.00 (unverbindliche Preisempfehlung) [5323]. - Rez.: IFB 99-1/4-250. (zurück)

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