Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 2
[ Bestand in K10plus ]
Lexikon der abendländischen Mythologie
- 01-2-400
-
Lexikon der abendländischen Mythologie / Otto Holzapfel.
- Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder, 2000. - 461 S. :
Ill. ; 21 cm. - (Herder-Spektrum ; 5500). - ISBN
3-451-05500-7 : DM 34.00
- [6064]
Auf andere Art begegnet Otto Holzapfel im ebenfalls einbändigen
Lexikon der abendländischen Mythologie dem Problem der thematischen
Fülle und ihrer Eingrenzung. Im Fall dieses Nachschlagewerkes bleibt
es bereits vorab bei einer Beschränkung auf die vor- und
frühchristlichen Götter- und Heldensagen (einschließlich von Formen
ihrer Überlieferung und von Aspekten späterer Rezeption) und zugleich
auf den abendländischen Kulturraum. Selbst wenn bei einem solchen
Konzept im Einzelfall Grenzziehungen und Ausschlüsse ebenfalls
"Härten" aufweisen (müssen), so bleibt eine derartige Begrenzung des
Lexikons doch mehr als sinnvoll und kommt in der Praxis vielen
Fragestellungen und Bedürfnissen entgegen. Dieses zuerst 1993
erschienene und im Jahr 2000 erneut aufgelegte Lexikon fußt in Teilen
auf ebenfalls bereits erfolgreichen Vorläufern: auf den beiden kleinen
Herder-Lexika der Griechischen und römischen Mythologie und der
Germanischen und keltischen Mythologie von Dorothea Coenen und Otto
Holzapfel. Die Neufassung in einem einzigen Lexikon überzeugt. Mit
rund 9200 Artikeln erlaubt diese Veröffentlichung einen wesentlich
differenzierteren Einstieg in ein zugleich klarer umrissenes
Sachgebiet als Knaurs Lexikon der Mythologie. Vorwort, Einleitung und
Einführungsartikel zur Typologischen Entwicklung der Mythologie im
Abendland bieten zudem einen im Zusammenhang gebotenen thematischen
Einstieg; eine Zeitafel und summarische Literaturhinweise am Schluß
des Lexikons runden den Überblick ab. Zitate, Kommentare bzw. Quellen
und Beispiele werden typographisch herausgehoben; zahlreiche
kleinformatige Abbildungen begleiten die Einzeleinträge. Bei aller in
diesem Rahmen notwendigen Kürze bleibt dennoch die bei den einzelnen
Artikeln gegebene Information nicht eindimensional. So bietet etwa der
Artikel Prometheus bei einem Umfang von einer Spalte neben einer
"Stammbaum"-Tafel und zwei Abbildungen mit Beispielen der
Prometheus-Darstellung textliche Ausführungen zu Prometheus in der
griechischen Mythologie (mit zahlreichen Verweisungen auf benachbarte
Einträge), zu einzelnen Aspekten der antiken Prometheus-Deutung und
-Bedeutung und schließlich zur Bearbeitung des Prometheus-Stoffs in
der Weltliteratur. Dagegen gibt es hier leider keine weiterführenden
Hinweise zur Rezeption des Prometheus-Themas in der bildenden und
darstellenden Kunst (von den eher bloß illustrativ verwendeten
Abbildungen abgesehen). Eine starke bis vorrangige Berücksichtigung
der literarischen Rezeption kann dabei insgesamt als kennzeichnend für
dieses Lexikon gelten. Als Einstiegs- und Nachschlagewerk im
Taschenbuchformat zur abendländischen Mythologie ist dieser
Herder-Band daher gerade auch für das Literaturstudium ein praktischer
Begleiter.
Angela Karasch
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