Die Artikel umfassen im Schnitt knapp drei Seiten. In der Regel werden die Autoren in literarische Strömungen eingeordnet und ihre wichtigsten Themen, Gattungen sowie Tendenzen und Kontinuitäten ihres literarischen Schaffens vorgestellt. Als Orientierung kann jeweils ein auf den Artikelkopf (Name, Geburts- bzw. Todesjahr- und Ort) folgendes Motto dienen: etwa Von beiden Seiten des Spiegels bei Tahar Ben Jelloun aus Marokko, das auf den Autor als Grenzgänger zwischen Kulturen (S. 16), als jemanden, der gesellschaftlich Marginalisierte zu Wort kommen läßt (S. 17), der arabische und Berber-Erzähltraditionen fortschreibt und so eine eurozentrische Sichtweise sprengt (S. 19), anspielt. Dazu kommen Hinweise zur Rezeption und Bewertung, die sehr unterschiedlich ausfallen kann: Azouz Begag wird als sowohl profilierter franko-maghrebinischer Schriftsteller gepriesen, der sich durch seine humorvolle und einfühlsame Beschreibung von jugendlichen Welten auszeichne, als auch von Kritikern als trivialer Vorzeigeautor bezeichnet (S. 12). Valère Novarina ist für manche Kritiker der "Neuerer, dem es gelingt, das zeitgenössische Theater aus seiner immer wieder beklagten Lähmung herauszuführen, die anderen halten dieses Schreiben für ein Produkt einer privaten Therapie, das dem Publikum besser zu ersparen sei" (S. 157).
Die deutliche Orientierung an biographischen Aspekten ist in einzelnen Artikeln sehr auffällig: Die Aussage "Am spektakulärsten an Azouz Begag ist seine Biographie, die er in seinem Werk unermüdlich verarbeitet" (S. 11) oder die Überlegungen "Dichtung oder Wahrheit? Wie sehr entsprechen die in den Romanen von Hervé Guibert geschilderten Ereignisse der Biographie ihres Autors?" (S. 103) müssen aus literaturwissenschaftlicher Sicht hinterfragt werden, sollte doch die im übrigen interessante Beschäftigung mit der Biographie eines Autors nicht Ausgangspunkt der Textanalyse bzw. Interpretation sein. Die als Überschrift des Vorworts dienende Frage - Eine neue französische Literatur? - wird nur nach der Lektüre der Porträts beantwortet. Die Verfasser der Artikel haben Textanalyse betrieben, Bezüge zu anderen Texten hergestellt - also komparatistisch gearbeitet - bzw. literaturästhetische Kategorien bei der Präsentation der Werke berücksichtigt, wie z.B. im Artikel zu Eric Chevillard (S. 46 - 48).
Das Lexikon schließt mit einer Liste der Mitarbeiter (S. 222 - 225) - "jüngere Wissenschaftler, Journalisten und Verlagsleute" (S. 7) unter Angabe von Geburtsjahr, Werdegang und derzeitiger Funktion sowie Nennung der von ihnen stammenden Artikel. Eine Übersicht über die behandelten Autoren wäre zur schnellen Orientierung wünschenswert gewesen.
Sylvia Thiele