Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 8(2000) 1/4
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Biographisches Handbuch der deutschsprachigen


00-1/4-313
Biographisches Handbuch der deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Emigration nach 1933 / hrsg. von Harald Hagemann und Claus-Dieter Krohn. Unter Mitarb. von Hans Ulrich Eßlinger. - München : Saur, 1999. - Bd. 1 - 2. - XLV, 773 S. ; 25 cm. - ISBN 3-598-11284-X : DM 498.00, DM 398.00 (Subskr.-Pr. bis 31.12.1999)
[5680]

Während Schriftsteller in der Anfangszeit der Exilforschung ganz im Zentrum des Interesses standen, rückte erst relativ spät die große Zahl der Wissenschaftler - jenseits der allbekannten "Größen" - ins Blickfeld der Forschung, gefördert nicht zuletzt durch das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft initiierte Schwerpunktprogramm Wissenschaftsemigration, in dessen Rahmen an der Universität Hohenheim das Teilprojekt Die Emigration deutschsprachiger Wirtschaftswissenschaftler nach 1933 durchgeführt wurde, dessen Ergebnisse in dem im Oktober 1999 erschienenen, aber seit längerem angekündigten Biographischen Handbuch vorgelegt werden. Die beiden Herausgeber haben in den letzten Jahren bereits in mehreren Beiträgen diesen Themenbereich behandelt und auch zwei Fassungen einer "biographischen Gesamtübersicht" vorausgeschickt, die das Biographische Handbuch vorbereiteten. Die 2. Aufl. von 1992[1] enthielt strukturierte Daten zu 314 emigrierten Ökonomen, deren Zahl seitdem um 18 vermehrt wurde, so daß die vorliegende Publikation nunmehr - nach Streichung von vier Namen, die die Aufnahmekriterien dann doch nicht erfüllten - gezeichnete Biobibliographien von 328 Wirtschaftswissenschaftlern enthält, die von 127 Autoren stammen, deren bloße Namen (ohne Angabe der von ihnen stammenden Artikel) auf S. VII - VIII verzeichnet sind. Die relativ ausführlichen Artikel würdigen primär die wissenschaftliche Leistung, hinter die das Biographische (dazu unter Betonung der akademischen und beruflichen Karriere) mehr oder weniger (Hayek) stark zurücktritt. Die Artikel schließen mit einer dreiteiligen Bibliographie: Schriften in Auswahl (chronologisch), Bibliographie (d.h. Sekundärliteratur im Verfasseralphabet) und Quellen (sowohl Archive, zumeist aber allgemeine und fachliche biographische Nachschlagewerke[2]). Von den 98 Namen, für die kein Todesdatum angegeben ist, dürften - nach dem Geburtsjahr zu schließen - zahlreiche bereits verstorben sein;[3] trotzdem ist die Zahl der (potentiell) noch lebenden relativ hoch.

In Anbetracht des wichtigen Beitrags, den das Biographische Handbuch zur Wissenschafts- und Wirtschaftsgeschichte leistet - ganz besonders auch zu der Großbritanniens, insbesondere aber der der USA, wohin die meisten Emigranten gingen - ist es zu bedauern, daß die Herausgeber nur ein Register der verzeichneten Personen (d.h. nur der Personen mit eigenem Artikel unter Aufführung der Fundstellen in anderen Artikeln) erstellt haben, statt auch ein Sach- und Institutionenregister. Es hätte die lange Einleitung (S. IX - XL) sinnvoll ergänzt, die u.a. folgende Themen aufgreift: Entlassung und Vertreibung; Institutionen und Zentren der Emigration; Auswirkungen der Emigration auf deutschsprachige Universitäten; Zufluchtsländer; Beiträge der Emigranten zur internationalen Entwicklung ihrer Fachgebiete; Karriereverläufe der emigrierten Wirtschaftswissenschaftler. - Ein Stichprobenvergleich der neun Ökonomen mit Anfangsbuchstaben N mit den Artikeln in den beiden neuesten Bänden der NDB ergab, daß dort immerhin vier (von anderen Verfassern) behandelt werden, in einem Fall (Otto Neurath) sogar ausführlicher als im Biographischen Handbuch, in jedem Fall aber - der Funktion der NDB entsprechend - unter detaillierterer Berücksichtigung der Biographie (etwa auch der Konfession und deren Wechsel). Sicherlich werden die Bearbeiter der NDB nicht versäumen, in künftigen Bänden auf die Eintragungen im Biographischen Handbuch hinzuweisen und womöglich sogar von hier die Anregung nehmen, weitere Namen zu berücksichtigen.

Klaus Schreiber


[1]
Die Emigration deutschsprachiger Wirtschaftswissenschaftler nach 1933 : biographische Gesamtübersicht / Harald Hagemann ; Claus-Dieter Krohn. Unter Mitarb. von Hans Ulrich Eßlinger. - 2. Aufl. - Stuttgart : Universität Hohenheim, 1992. - XVII, 314 S. ; 21 cm. - (Diskussionsbeiträge aus dem Institut für Volkswirtschaftslehre ; 72) [4988]. - Rez.: IFB 99-B09-396. (zurück)
[2]
Z.B. die Biographical listing of members der American Economic Association oder die allgemeinen und regionalen amerikanischen Who's who. Sie werden mit Siglen zitiert aber leider ohne Angabe des Jahrgangs, in der die Person vorkommt. Hätten die Bearbeiter sich die Mühe gemacht, die Eintragungen über ihre Person zu verfolgen, wäre ihnen z.B. nicht entgangen, daß der 1904 in die Wiener Bankiersfamilie Freimann geborene Roger Adolf Freeman schon lange nicht mehr im zitierten Who's who in America erscheint, da er am 25.12.1991 gestorben ist, was hier noch nicht angegeben ist. (zurück)
[3]
Weitere Todesdaten, die hier fehlen (auf Grund freundlicher Mitteilung von H. Dr. Ihme): Joseph Grunwald (18.06.1997), Ferdinand Aloys Hermens (02.02.1998), George F. Rohrlich (21.08.1995). (zurück)

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