Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 8(2000) 1/4
[ Bestand in K10plus ]

Feuer an Dein Heiligtum gelegt


00-1/4-230
Feuer an Dein Heiligtum gelegt : zerstörte Synagogen 1938, Nordrhein-Westfalen / erarb. vom Salomon-Ludwig-Steinheim-Institut für Deutsch-Jüdische Geschichte. Hrsg. von Michael Brocke. - Bochum : Kamp, 1999. - XXVII, 674 S. : zahlr. Ill., Kt. + 1 Beil. ; 31 cm. - (Gedenkbuch der Synagogen Deutschland 1938). - ISBN 3-89709-200-X : DM 88.00
[5865]

Eine etwas andere Zielsetzung verfolgt die Publikation Feuer an Dein Heiligtum gelegt. Im Zentrum dieser vom Salomon-Ludwig-Steinheim-Institut herausgebenen Veröffentlichung steht die Dokumentation der Zerstörung der Synagogen 1938 in Nordrhein-Westfalen, ohne aber ein "Memorbuch aller Bauten" im enzyklopädischen Sinne zu sein. Doch allein die Anzahl der hier verzeichneten Synagogen und die Überblickskarte mit den Eintragungen der zerstörten Synagogen und Bethäuser geben erschütterndes Zeugnis vom Ausmaß der Verwüstungen von 1938 und der fast flächendeckenden Vernichtung dieser Manifestationen jüdischer Kultur. Im Ortsalphabet angeordnet umfassen die Informationen Hinweise zur Gemeinde- und zur Baugeschichte, gefolgt von einer sorgfältigen Beschreibung der Gebäude; historisches Photomaterial ist unmittelbar beigegeben. Die Texte haben einführenden und präsentierenden Charakter. Der wissenschaftliche Apparat (Objektdaten, Quellen- und Literaturangaben) ist abgetrennt und als eigenständiger zweiter Teil der Publikation quasi in Form eines Kurzinventars konzipiert; alle wichtigen Informationen zu den einzelnen Synagogen und ihren Standorten können so komprimiert und direkt nachgeschlagen werden. Ein Annex schließlich ergänzt den Überblick um die vor 1938 abgegangenen und um die wenigen unzerstört gebliebenen Synagogen des Landes. Was die Anlage der Publikation bereits vermuten ließ, verdeutlicht dann das Vorwort (S. XXVII): Hier soll ausdrücklich nicht mit bauhistorischen Spezialdarstellungen konkurriert werden und die anvisierte Leserschaft sich gerade nicht nur auf Wissenschaftskreise beschränken. Erklärtes Ziel ist es, allgemein die "bestürzenden Wissenslücken" zu den Ereignissen der Pogrome von 1938 zu verringern und dabei Wissen vermittelndes Werk und Gedenkbuch zugleich zu sein (S. XXVII). Beiden Zielsetzungen wird die Publikation gerecht. Durch die Zentrierung auf den Denkmaltyp Synagoge kommt der Publikation bei aller Knappheit der Daten auch für die fundiertere Informationssuche der Wert eines Spezialinventars zu. Wer sich mit der jüdischen Kultur und ihren Denkmälern in Nordrhein-Westfalen beschäftigt, wird beide hier besprochenen Veröffentlichungen konsultieren müssen. Für die Landesteile, für die das umfassende Spezialinventar zu den jüdischen Kulturdenkmälern noch nicht vorliegt, kann die Publikation des Salomon-Ludwig-Steinheim-Instituts kompensatorisch einen Überblick über die wichtigsten zerstörten Synagogen und Bethäuser geben.

Sachsen-Anhalt


Zurück an den Bildanfang