Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 8(2000) 1/4
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La bibbia


00-1/4-145
La bibbia : edizioni del XVI secolo / Ministero per i Beni e le Attività Culturali. Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze. A cura di Antonella Lumini. - Firenze : Olschki, 2000. - XLII, 328 S. : Ill. ; 24 cm. - (Biblioteca di bibliografia italiana ; 162). - ISBN 88-222-4868-6 : Lit. 80.000
[5995]

Unter den nationalen Verzeichnissen von Drucken des 16. Jahrhunderts - genannt seien nur das deutsche VD 16 und das französische Répertoire bibliographique des livres imprimés en France au seizième siècle - schreitet das für die italienischen Cinquecentine leider nur sehr schleppend voran, ist es doch erst beim Buchstaben C angelangt.[1] Der für diese Anzeige eines Bibelkatalogs in Frage kommende Buchstabe B ist damit immerhin abgedeckt. Bereits 1983 legten Mitarbeiter des Istituto Centrale per il Catalogo Unico delle Biblioteche Italiane einen Kurztitelkatalog der in italienischen Bibliotheken vorhandenen Bibeldrucke aller Sprachen und Erscheinungsorte für die Erscheinungsjahre 1501 - 1957 vor.[2] Der vorliegende Katalog, der anläßlich einer Ausstellung der Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze (BNCF) im Frühjahr 2000 erarbeitet wurde, erfaßt die in dieser Bibliothek vorhandenen Bibeldrucke des 16. Jahrhunderts, wobei sämtliche Sprachen berücksichtigt werden. Insgesamt werden 302 Ausgaben von vollständigen Bibeln und Teilausgaben biblischer Texte beschrieben.

Dem Katalogteil vorangestellt sind knappe und instruktive Beiträge. Marielisa Rossi informiert über die Herkunft der heute in der BNCF vereinten Bibelsammlung; der weitaus größte Teil der hier beschriebenen Drucke stammt aus dem Fondo Magliabechiano, der bekanntermaßen den Grundstock für die reichen Bestände an Handschriften und alten Drucken der erst im Zuge des Risorgimento errichteten BNCF ausmacht. Weitere wichtige Provenienzen sind die Fondi Guicciardini (vorwiegend italienische und reformierte Übersetzungen) sowie Mediceo-Palatino.[3] Ida Zatelli, die 1991 anläßlich einer Bibelausstellung in der Biblioteca Laurenziana einen diesbezüglichen Katalog herausgegeben hat,[4] bietet einen konzisen Überblick über Haupttendenzen der Bibelphilologie und Bibelübersetzung im 16. Jahrhundert. Im Gefolge des humanistischen Grundsatzes ad fontes fallen in dieses Jahrhundert so imposante Leistungen wie die beiden Polyglotten von Alcalá (1514 -1517) und Antwerpen (1570 - 1571), während im Zuge der Reformation Übersetzungen in nahezu alle europäischen Sprachen erstellt wurden. Die für den Katalog verantwortliche Bearbeiterin Antonella Lumini skizziert das Spannungsverhältnis von - im katholischen Bereich dominierender - Beharrung auf dem überkommenen Vulgata-Text und den Bestrebungen, den Urtexten entsprechende Fassungen für die Wissenschaft und die immer zahlreicher werdende Leserschaft unter den Laien zu schaffen; ferner erläutert sie die Kriterien, nach denen die Beschreibungen erstellt wurden.

Der eigentliche Katalogteil gliedert sich in die nur durch Seitenüberschriften gekennzeichneten Gruppen Vollbibeln, Altes Testament, einzelne alttestamentliche Bücher, Neues Testament, einzelne neutestamentliche Bücher; jede dieser Gruppen ist in sich nach Sprachen gegliedert, wobei auf die polyglotten Ausgaben die Ursprachen Hebräisch und Griechisch, sodann Latein und schließlich in alphabetischer Reihenfolge die Volkssprachen folgen. Die mit Abstand größte Sprachgruppe bilden die lateinischen Bibeln mit 168 Ausgaben; es folgen Italienisch (95), Griechisch (32), Hebräisch (17) und die Polyglotten (9). Daran wird deutlich, daß die Interessen (aber wohl auch die Möglichkeiten) der frühneuzeitlichen Sammler in Italien beschränkt waren. Der Bestand der BNCF umfaßt nur drei deutschsprachige Bibeldrucke des 16. Jahrhunderts, darunter keinen einzigen aus Wittenberg; die Abschottung gegen reformatorische Einflüsse scheint nahezu unüberwindlich gewesen zu sein, denn Martin Luthers Übersetzung ist einzig in einer niederdeutschen Fassung (Lübeck 1534) vertreten.

Die Beschreibungen beginnen mit einer Wiedergabe von Titel und Kolophon sowie der Umfangsangabe. Bei der Titelaufnahme wird das Titelblatt nicht diplomatisch genau wiedergegeben, sondern meist gekürzt und mit Auflösung von Abkürzungen und typographischen Sonderzeichen. Besonders informativ sind daran anschließende Bemerkungen zu Bearbeitern, Herausgebern und Übersetzern (stets mit Lebensdaten und meist mit kurzen biographischen Informationen) sowie zu Vorlagen, Nachdrucken und zum Einfluß der einzelnen Ausgaben. Darauf folgen die Angaben zu Druckermarke und Bogensignaturen, zum Inhalt (einschließlich Widmungen, Vorreden, Kommentaren, Indizes) sowie die Angabe der impronte, der fingerprints, die eine eindeutige Bestimmung der einzelnen Drucke ermöglichen sollen.[5] Im Anschluß an diese auf den Druck bezogenen Merkmale werden die individuellen Buchmerkmale beschrieben, also vor allem Einband und Vorbesitzer, unter Umständen auch Bindefehler und Erhaltungszustand (vielfach muß schwere Beschädigung durch die Überschwemmung des Jahres 1966 vermerkt werden, in zahlreichen Fällen jedoch mit dem Hinweis auf eine mittlerweile erfolgte Restaurierung). Zuletzt werden umfangreiche bibliographische Hinweise gegeben, die von aktuellen Repertorien und Katalogen bis zu J. LeLongs im Jahr 1723 erschienenen Bibliotheca sacra reichen; Stichproben haben nur vereinzelte Versehen erkennen lassen. Der Informationsgehalt der Beschreibungen geht damit weit über das hinaus, was die Repertorien und Kurztitelkataloge zum 16. Jahrhundert, aber auch Spezialkataloge wie der genannte Bibelkatalog von Landi bieten. Eine umfangreiche Bibliographie mit Auflösung der verwendeten Abkürzungen beschließt den Band.

Der vorliegende Katalog, in dem an vielen Stellen griechische, hebräische oder arabische Schriftzeichen zu verwenden waren, ist vorzüglich gesetzt, sehr übersichtlich gestaltet und mit 24 teils farbigen, ganzseitigen Tafeln von sehr guter Wiedergabequalität ausgestattet. Zur Benutzerfreundlichkeit tragen die Register bei; sie erfassen gesondert Sprachen, Drucker und Herausgeber, Druckorte (hier muß Grossenhain durch Hagenau ersetzt werden), Erscheinungsjahre, Provenienzen, Personennamen und Bibliothekssignaturen. Der Band stellt besonders für die zahlreich vertretenen lateinischen und italienischen Drucke ein bibliographisches Arbeitsinstrument dar, das in dieser Form bisher fehlte.

Christian Heitzmann


[1]
Le edizioni italiane del XVI secolo : censimento nazionale / Istituto Centrale per il Catalogo Unico delle Biblioteche Italiane e per le Informazioni Bibliografiche. - Roma. - 31 cm. - Zitiert.: EDIT 16. - ISBN 88-7107-010-0. - (Editrice Bibliografica, Viale Vittorio Veneto 24, I-20124 Milano) [0276]. - Zuletzt: Vol. 4. C, Chiesa di S. Barbara - Czernius. - 1996. - XXIII, 327 S. : Ill. - ISBN 88-7107-068-2 : Lit. 150.000. - Rez.: IFB 97-1/2-048.
Jetzt auch im Internet: http://edit.16.iccu.sbn.it/einfo cens.htm
Vgl. dazu ausführlich Aldo Coletto und Angela Nuovo in Biblioteche oggi. - 18 (2000),6, S. 67 - 70 : Ill. (zurück)
[2]
Bibbia : catalogo di edizioni a stampa 1501 - 1957 / Istituto Centrale per il Catalogo Unico delle Biblioteche Italiane e per le Informazioni Bibliografiche. - Roma, 1983. - XII, 349 S. : 24 Taf. ; 35 cm. - (Primo catalogo collettivo delle biblioteche italiane). - Lit. 100.000 [0715]. - Rez.: ABUN in ZfBB 30 (1983),6, S. 523 - 524. - Dieser Katalog zählt 7049 Drucke. (zurück)
[3]
Die 493 Bibeln des Fondo Guicciardini sind im folgenden Katalog beschrieben: Il fondo Guicciardini nella Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze. - [Firenze] : Giunta Regionale Toscana ; Milano : Editrice Bibliografica. - 30 cm. - (Inventari e cataloghi toscani ; ...) [1573]. - 2. Bibbie : catalogo / a cura di Aldo Landi. - 1. ed. - 1991. - IX, 268 S. - (... ; 14,4). - ISBN 88-7075-284-4 (Ed. Bibliografica) : Lit. 78.000. - Rez.: IFB 93-3/4-156. (zurück)
[4]
La Bibbia a stampa da Gutenberg a Bodoni / a cura di Ida Zatelli ... - Firenze : Centro Di, 1991. - 222 S. - ISBN 88-7038-214-1. - Der Katalog umfaßt 171 Beschreibungen. (zurück)
[5]
Vgl. dazu: Fingerprints : Regeln und Beispiele ; nach der englisch-französisch-italienischen Ausgabe des Institut de Recherche et d'Histoire des Textes (CNRS) und der National Library of Scotland / Deutsches Bibliotheksinstitut. Übers. und eingel. von Wolfgang Müller. - Berlin : Deutsches Bibliotheksinstitut, 1992. - 66 S. : Ill. - ISBN 3-87068-429-1 : DM 20.00. (zurück)

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