Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 8(2000) 1/4
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Internationales Freimaurerlexikon


00-1/4-133
Internationales Freimaurerlexikon / Eugen Lennhoff ; Oskar Posner ; Dieter A. Binder. - Überarb. und erw. Neuaufl. (Stand Februar 2000) der Ausg. von 1932. - München : Herbig, 2000. - 951 S. ; 25 cm. - ISBN 3-7766-2161-3 : DM 198.00
[6140]
00-1/4-134
Deutsches Freimaurer-Lexikon / Reinhold Dosch. - Bonn Die Bauhütte, [1999]. - 352 S. ; 25 cm. - ISBN 3-930139-15-4 : DM 56.00
[5854]

Die 1. Aufl. des Internationalen Freimaurerlexikons (IFL) erschien 1932, gerade noch rechtzeitig, bevor das nationalsozialistische Regime gegen die Freimaurer vorging. Da das Interesse (oder nur die Neugier) von Außenstehenden an der Freimaurerei zu allen Zeiten beträchtlich war, wurde dieses Lexikon, das nicht zuletzt der "Aufklärung" dienen sollte, trotz zunehmender Veraltung mehrfach unverändert nachgedruckt, ohne daß man noch an eine Neubearbeitung glauben mochte. Um so überraschender kam die Anzeige des Verlags im Börsenblatt ... im Januar 2000, in der er für April eine aktualisierte Neubearbeitung ankündigte, die dann im August auch wirklich erschienen ist. Ob diese Vorankündigung damit zusammenhing, daß Ende 1999 ohne Angabe eines Erscheinungsjahres ein weiteres einschlägiges Lexikon - das Deutsche Freimaurer-Lexikon (DFL) - auf den Markt kam, bleibe dahingestellt. Da sich beide grundsätzlich unterscheiden, wäre es nicht unbedingt erforderlich gewesen, das ILF überstürzt zu publizieren; etwas mehr Reifezeit hätte diesem Standardwerk gut getan.

Die beiden Autoren der ersten Auflage des IFL - Eugen Lennhoff (1891 - 1944) und Oskar Posner (1878 - 1932) - waren beide selbst Freimaurer; dagegen ist der Bearbeiter der Neuausgabe, Dieter A. Binder (1953 - ), Professor am Institut für Geschichte der Universität Graz, "nicht maurerisch gebunden" (S. 10), doch ist er als Verfasser einer Monographie über die Freimaurerei ausgewiesen.[1] Jedenfalls wendet sich das Werk an Freimaurer wie Nichtfreimaurer. Außer der Hinzufügung neuer Artikel (über deren Zahl nichts gesagt wird), galt als Grundprinzip der Neubearbeitung, alle Artikel der Ausgabe von 1932 zu übernehmen und nach Möglichkeit zu aktualisieren, was den Vorteil hat, daß man die Ausgabe von 1932 aus den Informationsapparaten entfernen kann; andererseits - das Vorwort deutet das Problem selbst an (S. 10) - sind damit auch zahlreiche Personen, insbesondere aus den angelsächsischen Ländern, weiterhin vertreten, die zu Recht in Vergessenheit geraten sind, da sie damals nur auf Grund ihres Amtes (durch Auswertung der Großlogen-Listen der Zeit) in das Lexikon gelangt sind. Hier wäre eine Ausdünnung gut vertretbar gewesen. Überhaupt stellen die Personenartikel[2] den nach Zahl größten Anteil. Vertreten sind einerseits zentrale Figuren der Freimaurerei (etwa Ignaz Born für Österreich im 18. Jahrhunderts), berühmte Personen, die Freimaurer waren und Werke maurerischer Thematik verfaßt haben (Mozart), sehr zahlreiche weitere mehr oder weniger bekannte Personen mit kurzen Artikeln, die lediglich wegen ihrer tatsächlichen (Montgolfier) oder ihrer vermuteten Mitgliedschaft (V. Hugo) erwähnt werden und schließlich auch Gegner der Freimaurerei (Ludendorff). Während die Länge der Personenartikel von wenigen Zeilen bis selten mehr als drei Spalten reicht, sind die Artikel für Länder mit großer freimaurerischer Tradition sehr umfangreich: England 18 Sp., Deutschland 16 Sp., Italien 14 Sp., Frankreich 10 Sp. und viele weitere. Dazu kommen Artikel über einzelne Orte. Die dritte, an Zahl wohl nicht weit hinter den Personenartikeln zurückstehende Gruppe bildet die über Sachbegriffe und Institutionen bzw. Körperschaften der Freimaurerei. Unter letzteren sind auch solche, die nichts mit Freimaurerei zu tun haben und nur von Außenstehenden mit dieser in einen Topf geworfen werden, dazu anti-freimaurerische Bewegungen. Literaturangaben fehlen grundsätzlich, was bei einem Lexikon, das auch wissenschaftliche Interessen befriedigen soll, durchaus einen Mangel darstellt. Dafür sind zuweilen Adressen von deutschen Körperschaften genannt (etwa für das Deutsche Freimaurermuseum[3] in Bayreuth). In Anbetracht der zahlreichen, (lt. Verlagswerbung) "über 7000 Stichpunkte"[4] und deren Vielfalt ist es mehr als bedauerlich, daß das Lexikon nicht durch eine thematische Übersicht über die Artikel sachlich erschlossen wird.[5] Zwar gibt es Verweisungsartikel (etwa von Hochgradsysteme mit Aufführung der einschlägigen Artikel), doch sind diese weder typographisch markiert, noch irgendwo zusammengestellt, so daß man nur durch Zufall darauf stößt. - Beigaben: 1. Maurerisches Vokabularium in sechs Sprachen (S. 934 - 973; so schon in der Ausgabe von 1932); 2. Zeittafel (S. 938 - 943; aus der Ausgabe von 1932, aber fortgeschrieben bis 1999); 3. Bibliographie der Erstausgaben (S. 944 - 948, sachlich geordnet, unverändert einschließlich aller Mängel aus der Originalausgabe übernommen) ergänzt um Aktuelle bibliographische Notizen (S. 949 - 951, nur alphabetisch) mit Hinweis auf einschlägige Bibliographien,[6] was aber eine sorgfältig ausgewählte und kommentierte Bibliographie der wichtigsten Werke, die diesem Lexikon gut angestanden hätte, nicht ersetzen kann, um so mehr, als die Artikel, wie bereits bemängelt, ohne Literaturangabe auskommen müssen.

Dem Deutschen Freimaurer-Lexikon von Reinhold Dosch ist die regionale Beschränkung bereits am Titel abzulesen. Dazu kommt, daß der Autor selbst Freimaurer ist und das Lexikon in einem maurerischen Verlag erscheint. Es dient "vor allem der praktischen Arbeit in der Loge ... So sind beispielsweise die Tätigkeiten der einzelnen Beamten der Loge ausführlich dargestellt." Das Lexikon enthält ca. 500 Artikel (gleichfalls ohne Literaturangaben), die auf S. 331 - 339 in alphabetischer Folge zusammengestellt werden, wozu noch einmal ca. ebensoviele Verweisungen kommen, die nur hier, nicht dagegen im Lexikon selbst erscheinen. Während es z.B. im IFL nur einen Artikel Besuchende Brüder gibt, hat das DFL außer diesem noch weitere Artikel unter Besuch der Loge, Besuchsregeln (mit einer Tabelle Erkenntnisstufen und Hochgrade der Freimaurerei in Deutschland) sowie Besuchsverbot. Während es im IFL einen Artikel Bibliographie, freimaurerische mit einer Beschreibung der Bibliographien und Kataloge zur Freimaurerei gibt, enthält der Artikel Bibliographie des DFL eine Liste empfohlener Titel. Es gibt hier auch einen Artikel Internet. Im Anhang findet man ein dreisprachiges Glossar (deutsch, englisch, französisch).

Da die zwei Lexika sich ergänzen, sollten beide in den Informationsapparaten größerer öffentlicher sowie der wissenschaftlichen Bibliotheken angeboten werden.

Klaus Schreiber


[1]
Die diskrete Gesellschaft : Geschichte und Symbolik der Freimaurer / Dieter A. Binder. - 2., überarb. Aufl. - Graz [u.a.] : Ed. Kaleidoskop, 1995. - 239 S. : zahlr. Ill. - ISBN 3-222-12351-9. - In Lizenz als Taschenbuchausgabe mit weniger und dazu schlechten Illustrationen: Die Freimaurer : Ursprung, Rituale und Ziele einer diskreten Gesellschaft / Dieter A. Binder. - Freiburg im Br. [u.a.] : Herder, 1998. - 444 S. : Ill. - (Herder-Spektrum ; 4631) - ISBN 3-451-04631-8 : DM 29.80. (zurück)
[2]
Ergänzend sei auf folgende in IFB besprochene kollektive Freimaurerbiographien hingewiesen:
St. Galler Freimaurer des 19. Jahrhunderts : 14 Kurzbiographien / Eduard Kobelt ; Florian Caderas. - Urnäsch : Schoop, 1994. - 78 S. : Ill. [4584]. - Rez.: IFB 99-B09-706.
Berliner Freimaurer : ein Beitrag zur Kulturgeschichte Berlins / Bruno Peters. - [2. Aufl.]. - Berlin : Edition Luisenstadt, [1994]. - 79 S. ; 20 cm. - (Studientexte, Dokumentation, Berichte zur Kultur- und Sozialgeschichte Berlins und Brandenburgs). - ISBN 3-89542-068-9 : DM 19.80 [4659]. - Rez.: IFB 99-B09-496.
Freimaurer in Leipzig : Personen, Geschichte, Fakten / hrsg. von Otto Werner Förster. - 1. Aufl. - Leipzig : Taurus, 1999. - 160 S. : Ill. ; 22 cm. - ISBN 3-9805669-3-5 : DM 29.80 [5814]. - Rez.: IFB 00-1/4-413. (zurück)
[3]
Das unter Freimaurermuseum, Deutsches versteckt ist, obwohl sonst Eintragungen unter Adjektiv-Substantiv-Verbindungen durchaus üblich sind. (zurück)
[4]
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. - 167 (2000),64, S. 7845. (zurück)
[5]
Das Lexikon von 1932 hatte immerhin ein auf Personen beschränktes Register: Freimaurer im kulturellen und staatlichen Leben der Völker (S. 40 - 44). Dazu kam ein weiteres Register, das allerdings darunter litt, daß es nur auf die Seiten verwies, was zu teilweise langen Zahlenkolonnen führte. (zurück)
[6]
U.a. auf die Deutsche Freimaurer-Bibliothek / Herbert Schneider. - Frankfurt am Main [u.a.] : Lang. - 21 cm. - (Schriftenreihe der Internationalen Forschungsstelle "Demokratische Bewegungen in Mitteleuropa 1770 - 1850" ; 12). - ISBN 3-631-46507-6 : DM 218.00 [2445]. - Teil 1. Katalog. - 1993. - 654 S. - Teil 2. Register. - 1993. - S. 655 - 1009. - Vgl. die kritische Rez. in IFB 95-3-334. (zurück)

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