Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 8(2000) 1/4
[ Bestand in K10plus ]
[ Bestand in K10plus ]

The Cambridge history of the book in Britain


00-1/4-081
The Cambridge history of the book in Britain / [gen. ed.: D. F. McKenzie ...]. - Cambridge : Cambridge University Press. - 24 cm
[5810]
Vol. 3. 1400 - 1557 / ed. by Lotte Hellinga and J. B. Trapp. - 1. publ. - 1999. - XXIV, 743, [32] S. : Ill. - ISBN 0-521-57346-7 : œ 85.00, $ 135.00

Der vorliegende Band eröffnet ein ambitioniertes Unternehmen, das seinesgleichen sucht, nämlich eine auf insgesamt sieben Bände angelegte Buchgeschichte der britischen Inseln. Die ersten beiden Bände der Cambridge history of the book in Britain werden der Buchgeschichte des Mittelalters gewidmet sein, die Bände 4 - 7 die Zeit von Elisabeth I. bis in die Gegenwart abdecken. Die Zeit des Übergangs von der Handschrift zum gedruckten Buch behandelt der hier anzuzeigende dritte (in der Reihenfolge des Erscheinens erste) Band. Die dafür gewählten Eckdaten bilden der Tod Chaucers im Jahr 1400 und der Druck der English works von Thomas More im Jahr 1557. Die Herausgeber des Bandes, Lotte Hellinga, früher Leiterin der Inkunabelsammlung der British Library, und J. B. Trapp, emeritierter Direktor des Warburg Institute, konnten zahlreiche renommierte Autoren für die Bearbeitung dieser an Neuerungen und Übergängen reichen Epoche gewinnen. In 28 Beiträgen behandeln 27 Autoren die Geschichte von Buchherstellung, Buchschmuck und Buchhandel, den Aufbau von privaten Sammlungen und öffentlichen Bibliotheken, die Rolle unterschiedlicher Interessentenkreise (z.B. in Kloster, Schule, Universität) und Lesergruppen (bei Hofe, in der Geistlichkeit, unter Laien und bei Vertretern bestimmter Berufe). Eine instruktive Einleitung der Herausgeber macht auf die epochen- und landesspezifischen Besonderheiten des hier behandelten Zeitraums aufmerksam: die große Bedeutung der Einfuhr von Handschriften und gedruckten Büchern vom Kontinent, die Beschränkung des einheimischen Buchdrucks auf wenige Druckorte, unter denen London bzw. Westminster stets bei weitem am bedeutendsten blieben, sowie die Auswirkungen von Humanismus, Reformation und Gegenreformation.

Die Beiträge werden zu drei übergreifenden Themenfeldern zusammengestellt. Unter der Überschrift Technique and trade folgen auf eine Studie zu illuminierten Handschriften solche über die Erfindung des Buchdrucks und seine Anfänge in England, über Einbandtechnik und -kunst, die Entwicklung des Buchhandels in London und im gesamten Königreich und über die Einfuhr gedruckter Bücher nach England und Schottland. Bereits diese Themen machen deutlich, daß kultur- und sozialgeschichtliche Fragestellungen ebenso berücksichtigt werden wie die materielle und ökonomische Seite der Buchkultur. Die zweite Gruppe von Beiträgen widmet sich dem Thema Collections and ownership. Neben je einem Beitrag über Privatleute und Klöster als Sammler und Besitzer von Büchern finden sich hier drei chronologisch geordnete Aufsätze über die königliche Bibliothek. Reading and use of books sind das gemeinsame Thema der dritten Gruppe von Beiträgen, die in drei Untergruppen gegliedert ist. Unter der Überschrift Books for scholars werden zunächst die Besonderheiten des humanistischen Buchs behandelt. Das Einfalltor für den von Italien ausgehenden Humanismus und das in den kontinentalen Metropolen gedruckte Buch waren die Universitäten von Oxford und Cambridge, die im hier behandelten Zeitraum durch die Gründung neuer Colleges ausgebaut wurden. Besonderes Augenmerk gilt der Verbreitung von text books, die zur Grundlage des universitären Unterrichts avancierten. Die zweite Untergruppe umfaßt Beiträge zu den Büchern, die für spezielle Interessentengruppen innerhalb des akademischen Berufsspektrums produziert wurden, für Juristen und Mediziner. Das Laienpublikum steht im Mittelpunkt der Studien zur Literatur für Schule, Unterricht und für fromme Erbauung, der speziellen Lektüre für gentlemen und gentlewomen, der Musikliteratur, der Belletristik und der Buchproduktion zu jeweils aktuellen politischen und religiösen Fragen. Ein Anhang mit insgesamt über 60 Schwarzweiß-Abbildungen in meist guter Qualität veranschaulicht die Ausführungen. Das umfangreiche Literaturverzeichnis (S. 616 - 668) ist nicht sachlich, sondern nur alphabetisch geordnet, da es primär zur Auflösung der in den Fußnoten nur mit Autor und Erscheinungsjahr zitierten Titel dient.

Die genannten Themen machen deutlich, daß der handbuchartige Sammelband ein breites Spektrum von Forschungsfeldern abdeckt und über die reine Buch- und Bibliotheksgeschichte hinaus eine Vielzahl von kunst-, bildungs-, rechts- und kirchengeschichtlichen Fragen behandelt. Die Fülle des hier ausgebreiteten Materials wird durch drei Register (Personen, Orte, Sachen; Handschriften; Drucke) mustergültig erschlossen, so daß sich der Band auch zum raschen Nachschlagen eignet. Übergreifende Themen (z.B. Bible, bookbinding, education) werden im Register nach zahlreichen Einzelaspekten untergliedert, was eine bequeme Suche ermöglicht.

Christian Heitzmann


Zurück an den Bildanfang