Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 8(2000) 1/4
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Deutsche Buchillustratoren im ersten Drittel des 20.


00-1/4-077
Deutsche Buchillustratoren im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts : Materialien für Bibliophile / Adolf Sennewald. - Wiesbaden : Harrassowitz, 1999. - 302 S. ; 25 cm. - (Bibliographien: Buch, Bibliothek, Literatur ; 2). - ISBN 3-447-04228-1 : DM 168.00
[5896]

Nachdem erst im letzten Jahrgang von IFB der erste Band der neuen Verlegerreihe Bibliographien: Buch, Bibliothek, Literatur besprochen wurde,[1] folgte Anfang März 2000 (aber noch mit Erscheinungsjahr 1999) bereits der hier vorgestellte zweite Band. Die damals vorgebrachten kritischen Bemerkungen zum Titel der Reihe, vor allem aber zum Programm, dem kein verantwortlicher Herausgeber ein Profil verleiht, gelten auch für den vorliegenden Band, und es macht ganz den Eindruck, als ob der Verlag hier ein Publikationsforum für Sammler eröffnet hat, ohne sich allzusehr um Standards inhaltlicher und formaler Art zu kümmern.

Darauf, daß es sich beim Verfasser um einen Sammler illustrierter Bücher handelt, kann man aus dem wenig informativen Vorwort (aus diesem stammen die folgenden Zitate) schließen, eine Vermutung, die der Verlag auf Nachfrage bestätigte (dergleichen gehörte eigentlich in die Verlagswerbung; man kann es ja auch als Empfehlung lesen). Die Feststellung, daß "das illustrierte deutsche Buch des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ... lange Zeit kaum ernsthafter Betrachtung für würdig erachtet (wurde)" genügt dem Verfasser als Begründung für die von ihm gewählte Berichtszeit, für die er 113 Buchillustratoren ausgewählt hat: "Die Auswahl folgt keinem strengen System ...". Sieht man genauer hin, findet man auf Anhieb Künstler, die zwar im ersten Drittel des Jahrhunderts gelebt haben, deren illustrierte Bücher aber erst nach 1945 erschienen sind (oder zumindest vom Verfasser erst ab diesem Zeitpunkt nachgewiesen werden), wie - beliebig herausgepickt - Erich Jasorka (1909 - ) ab 1952; Wiltraud Jasper (1915 - ) ab 1947 oder Hans Körnig (1905 - 1989) ab 1958. Auch bei der Auswahl des zu Verzeichnenden hat sich der Verfasser "keinem strengen System" unterworfen: primär die "illustrierten Bücher und Mappenwerke", "jedoch auch einige Band- und Umschlaggestaltungen, einige Einzelblätter ... Am Schluß ... steht ein Nachweis über die ... Buchumschläge, wenn sie im Katalog der Sammlung Tillmann aufgezeichnet sind". Gravierendste Einschränkung, die den Wert der Bibliographie nachhaltig mindert, ist das Eingeständnis, "daß es mir nicht möglich war, sämtliche illustrierten Objekte genau bibliographisch zu erfassen, oft mußte ich mich mit Angaben aus Katalogen usw. zufrieden geben".

Die Artikel beginnen mit äußerst knappen biographischen Informationen, gefolgt von wenigen Literaturangaben[2] (die häufig ganz fehlen) und der eigentlichen Bibliographie der illustrierten Werke, chronologisch mit links vor den Rand gerücktem Erscheinungsjahr (unter Verkürzung auf die beiden letzten Zahlen, also 18 statt 1918), bei mehreren Ausgaben im selben Jahr mit laufenden Nummern differenziert. Ein einheitliches Regelwerk wird nicht befolgt und vor allem werden leider die nach Autopsie verzeichneten Titel nicht durch eine geeignete typographische Markierung von den aus sekundären Quellen geschöpften unterschieden. Wie "vollständig" die Verzeichnung ist, kann man nur schwer beurteilen, es sei denn beim Vergleich mit einer dem Verfasser noch nicht bekannten Personalbibliographie.[3] In einem kurzen zweiten Teil (S. 258 - 278) stellt der Verfasser elf illustrierte Schriftenreihen vor und führt die Bände mit Kurztiteln in numerischer Folge auf. Das Register hat Eintragungen unter Verfassern und sonstigen beteiligten Personen und verweist auf den Namen des Illustrators und das Jahr bzw. auf die Schriftenreihe und die Nummer. Eine Stichprobe nährt Zweifel an der Vollständigkeit des Registers.[4]

Der Gesamteindruck ist also durchaus zwiespältig und das Drängen des Verlages auf Behebung offensichtlicher Mängel hätte vermutlich dazu geführt, daß die Bibliographie gar nicht erschienen wäre. So muß man sich damit trösten, daß auch mangelhafte Bibliographien ihren partiellen Nutzen haben, nur daß eben Ermittlungsarbeit auf den Benutzer abgewälzt wird, der eigentlich erwarten kann, daß der Bibliograph ihm diese abnimmt.

Klaus Schreiber


[1]
Bibliographie Science-Fiction & Fantasy : Buch-Erstausgaben 1945 - 1995 ; 50 Jahre alternative Weltentwürfe in Deutschland / Horst Illmer. - Wiesbaden : Harrassowitz, 1998. - 363 S. ; 25 cm. - (Bibliographien: Buch, Bibliothek, Literatur ; 1). - ISBN 3-447-04069-6 : DM 178.00 [5168]. - Rez.: IFB 99-1/4-197. (zurück)
[2]
Sie sind z.T. so kryptisch, daß man mit ihnen nichts anfangen kann, es sei denn, man kenne den Titel bereits: so etwa bei Hans Alexander Müller: "Lit.: Eichhorn, Salter siehe Nr. 97." Worauf die angegebene Nummer verweist, ist nicht verständlich. Bei dem Titel handelt es sich um: Hans Alexander Müller : das buchkünstlerische Werk / Uli Eichhorn ; Ronald Salter. - Rudolstadt : Burgart-Presse, 1997. - 147 S. : Ill. ; 31 cm. - (Bibliographischer Druck der Burgart-Presse Jens Henkel ; 4). - ISBN 3-910206-22-0 : DM 130.00 (Normalausg.) [5534]. - Rez.: IFB 99-1/4-257. (zurück)
[3]
Rudolf-Schlichter-Bibliographie : literarische, zeit- und kunstkritische Publikationen, illustrierte Bücher, Schriftstellerportraits, Sekundärliteratur, Briefe, Schriften von Speedy Schlichter ; [anläßlich der Ausstellung "Rudolf Schlichter - Buchillustrationen 1920 - 1955" in der Galerie der Stadt Calw im Rahmen der 15. Baden-Württembergischen Literaturtage in Calw vom 18. September bis 25. Oktober 1998] / mit drei Texten von Rudolf Schlichter. Bearb. und mit einem Nachw. hrsg. von Dirk Heißerer. - Flein bei Heilbronn : Schweikert, 1998. - 127 S. : Ill. ; 22 cm. - ISBN 3-933696-00-3 : DM 49.80. - (Werner Schweikert, Haigernstr. 24, 74223 Flein, FAX 07131/58210-50) [5109]. - Rez.: IFB 99-1/4-258. (zurück)
[4]
Unter Hölderlin findet man zwei Eintragungen; es fehlt dagegen der Hinweis auf Schlichter (S. 184). (zurück)

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