Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 8(2000) 1/4
[ Bestand in K10plus ]
Women under the Third Reich
- 00-1/4-034
-
Women under the Third Reich : a biographical dictionary /
Shaaron Cosner and Victoria Cosner. - 1. publ. - Westport,
Conn. ; London : Greenwood Press, 1998. - XI, 203 S. :
Ill. ; 24 cm. - ISBN 0-313-30315-0 : $ 55.00, œ 40.95.
- (Eurospan, 3 Henrietta Street, Covent Garden, London
WC2E 8LU, United Kingdom)
- [5941]
Mutter dieses kleinen Buches aus einer Werkstatt weiblicher
Geschichtsforschung ist die Feststellung, daß die Geschichte des
Zweiten Weltkriegs und des Dritten Reiches "primarily a story of men"
gewesen sei, so jedenfalls meinen die beiden Autorinnen ("independent
scholar specializing in women's studies" und High-School-Lehrerin in
Arizona die eine, "supervisory museum technician" die andere). In
Women under the Third Reich vereinen sie ca. 100 Biographien von
Frauen, die als Anhänger oder Gegner des Naziregimes diese Zeit
gestaltet oder erlitten haben und zwar nicht beschränkt auf
Deutschland, sondern unter Einbeziehung der von Deutschland besetzten
Länder (hier primär Widerstandskämpferinnen) ja selbst von
Großbritannien (für das u.a. Winifred Wagner reklamiert wird) und der
USA, für die z.B. namhafte weiblich Spioninnen der Gegenseite
verzeichnet werden. Dies ist, wenn man denn will, das einzig
Originelle an dieser Sammlung. Das Buch krankt allerdings daran, daß
die Aurtorinnen nur solche Personen auswählen, über die
englischsprachige Literatur vorliegt und entsprechend ihre Kenntnis
des Gegenstandes ausschließlich aus englischsprachigen Publikationen
(Monographien, Aufsätze, häufig nur Zeitungsbeiträge und
Lexikonartikel) schöpfen, die am Schluß der Biographien zitiert sind.
Diese Beschränkung geschieht freilich nicht primär im Hinblick auf die
Zielgruppe, sondern allein deswegen, weil die beiden kein Wort Deutsch
verstehen und auch von Kenntnissen deutscher Verhältnisse nicht gerade
beleckt sind. Das läßt sich schon an den geradezu grotesken
(zahllosen) Schreibfehlern, Verballhornungen und Dummheiten ablesen:
der deutsche Kommunistenführer Ernst Thälmann wird zu Tahelmann (S.
IX), Gustav Gründgens zu Guston Grundgens (S. 58; richtig, sogar mit
Umlaut, auf S. 99), Katja Mann wird zu Kajja Mann; den Geographica
ergeht es kaum besser: Hirschbeerg statt Hirschberg (S. 125) in
Schlesien (letzteres mit der Behauptung versehen "occupied by Germany
from 1939-45"!), Aelsheim (Baen) statt Adelsheim (Baden); die
Englischen Fräulein, bei denen Eva Braun zur Schule ging, werden zu
"English nuns" (S. 17). Offensichtlich haben sich die beiden
Autorinnen darauf beschränkt, ihre (z.T. dürftigen) Quellen
auszuschreiben; dafür spricht, daß in vielen Fällen nicht einmal das
Todesjahr ermittelt wurde (z.T. fehlt auch das Geburtsjahr), selbst
dort, wo es leicht möglich gewesen wäre.[1]
Wenn ein amerikanischer Rezensent[2] zu dem Schluß kommt, "the book is
recommended with reservations, in spite of its flaws", so ist das
sicherlich zu positiv, und man möchte den beiden Autorinnen empfehlen,
sich doch bitte künftig nur solchen Gegenständen zuzuwenden, von denen
sie mehr verstehen, und dem Verlag, die eingereichten Manuskripte
kritischer zu prüfen.
Klaus Schreiber
- [1]
- Stephanie Hohenlohe-Waldenburg, geb. Richter: 1898 - 1972 (nicht:
1896 - ); Mathilde Ludendorff: 1877 - 1966 (statt: - 1966); Gisela
Mauermeyer: 1913 - 1995 (statt: 1914 - ); Johanna Solf: 1887 - 1954
(statt: ? - 1954).
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- [2]
- Choice. - 36 (1999),8, S. 1440.
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