Medienserver
des BSZ
Baden-Württemberg
Rezension zu

Kommunale Archive in Bayern

Stand: 29.05.2002
Bibliographische Beschreibung
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Kommunale Archive in Bayern. Im Auftrag des Arbeitskreises "Stadtarchive" des Bayerischen Städtetages hrsg. von Ulrich Wagner, Wolfram Baer und Hans-Joachim Hecker. Würzburg: Verlag Ferdinand Schöningh 1993. 230 S., 64 Abb.

Der zum 64. Deutschen Archivtag in Augsburg vorgelegte, reich illustrierte Band wendet sich einerseits an die Fachkollegen, andererseits an den interessierten Bürger. Er vermittelt - nicht zuletzt durch die gelungene Auswahl der Illustrationen - ein facettenreiches Bild der kommunalen Archivlandschaft Bayerns. Beiträge und Bilder wenden sich erfolgreich gegen das "Spitzweg-Bild des Archivars ..., das ihn in einem völlig verstaubten und mit Spinnweben überzogenen Raum hinter alten Pergamentbänden hantierend zeigt" (Wolfram Baer, S. 25).

Hinter der "Selbstfeier" der bayerischen Kommunalarchivare treten die problematischen Seiten archivischer Praxis naturgemäß eher zurück. So bietet etwa der Beitrag von Bernhard Wöll "Probleme der Archivbenutzung" (S. 160-171) im wesentlichen nur die Wiedergabe des Ergebnisses einer 1992 durchgeführten Umfrage nach den Modalitäten der Archivbenutzung in den Kommunalarchiven der einzelnen Regierungsbezirke. Daß die wenigen Seiten, die den rechtlichen Grundlagen des kommunalen Archivwesens und der Ausbildung gewidmet sind (Hans-Joachim Hecker, S. 54-72), eine hinreichend problembewußte Einführung darstellen, wird man nicht behaupten können. Den größten Teil nimmt der unkommentierte Abdruck des Satzungsmusters des Bayerischen Städtetages zu den Aufgaben und der Benutzung (bayerisch: Benützung) ein. Hervorgehoben sei jedoch das engagierte und überzeugende Plädoyer von Michael Diefenbacher (Stadtarchiv Nürnberg) für mehr Öffentlichkeitsarbeit in Kommunalarchiven (S. 91-104): "Gerade die Kommunalarchive müssen sich lösen vom überkommenen Aufgabenprofil, nur Archiv der schriftgutproduzierenden Verwaltung zu sein, und sich verstärkt den Aufgaben eines historischen Informationszentrums und Dokumentationsspeichers für Stadtgeschichte zuwenden" (S. 104).

Neben den bereits erwähnten Beiträgen finden sich Aufsätze zu allen wichtigen archivischen Tätigkeitsfeldern: zu Aufgaben und Zielsetzungen kommunaler Archivarbeit (Ulrich Wagner), zu den Archivaliengattungen (Wolfram Baer, Helmut Richter), zum Verhältnis von Archiv und Registratur (Dorit-Maria Krenn) bzw. Archiv und EDV (Thomas Heiler), zur Archivgeschichte (Richard Bauer), zum Archivbau (Thomas Heiler, Hans-Bernd Spies), zu Restaurierungsfragen (Uwe Müller) und zu den Interessenvertretungen der Kommunalarchivare in Bayern (Robert Zink). Ein überaus nützliches Adressenverzeichnis mit Telefonnummern und eine Liste von Publikationsreihen bayerischer Kommunalarchive, die die starke Einbindung der Archive in die heimat- und landesgeschichtliche Forschung unterstreichen, runden den Inhalt des informativen Bands ab.

Klaus Graf